Steinwänd
Hoch über der Aschach stockt im steilen Gelände ein verzaubert wirkender Wald.
Entwicklungsziel
Ziel im Hangwald Steinwänd ist es, einerseits den naturnahen Waldbestand möglichst ohne Eingriffe zu erhalten und andererseits seltene Lebensräume durch gezielte Managementmaßnahmen zu fördern.
Kurzbeschreibung der Fläche
Hausruckviertel, Bezirk Eferding, Gemeinde Hartkirchen, 4.6 ha, Eigentum des Naturschutzbundes, betreut seit 2008.
Die vorliegende Fläche stellt einen wärmegetönten Eichen-Hainbuchenwald dar. Das südexponierte Grundstück wurde im Zuge eines LIFE-Projekts angekauft. LIFE ist ein Förderungsinstrument der EU, mit dessen Hilfe Umweltmaßnahmen unterstützt werden. Im unteren Bereich der Ankaufsfläche befinden sich etwas tiefgründigere, besser wasserversorgte Waldstandorte. Hier dominiert die Hainbuche (Carpinus betulus), selten findet man Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Esche (Fraxinus excelsior) eingestreut. Daran schließt stufiges Gelände mit einem Mischbestand aus Trauben-Eiche (Quercus petraea) und Hainbuche an. Die mittel- bis seichtgründige Bodenbeschaffenheit, ebenso wie zahlreiche Felsen, kleinere Felsbänke und Blockströme prägen die Gesamtsituation. Die Blockströme, Sonderstandorte dieser Waldflächen mit zahlreichen großen und kantigen Gesteinsblöcken, sind im Kernbereich von Natur aus waldfrei. Bedingt durch die Hohlräume zwischen den Gesteinsbrocken und ihrem großen Gewicht fließen sie im steilen Gelände langsam talwärts. Auf dem nackten Fels gedeihen vor allem Algen und Flechten, auf der Schattseite findet man meist Moose. Der Unterwuchs im Wald setzt sich Großteils aus Gräsern wie Drahtschmiele (Avenella flexuosa) und Hainsimse (Luzula sp.) zusammen. Im steilen Oberhangbereich stocken felsendurchsetzte Eichenwälder, nur wenige Pflanzen besiedeln die größeren offenen Felsbereiche. Durch die extrem trockenen und nährstoffarmen Standortbedingungen weisen die Traubeneichen oftmals einen niedrigen und krüppeligen Wuchs auf. Man findet hier die Besenheide (Calluna vulgaris) und den Trauben-Geißklee (Cytisus nigricans). Neben der Traubeneiche gedeihen in der Baumschicht Hainbuche und vereinzelt Rot-Föhre (Pinus sylvestris). In den letzten Jahren wurde die Waldfläche nicht genutzt, stehendes und liegendes Totholz ist deshalb vorhanden.
Schutz und Management
Zum größten Teil erfolgt ein Nutzungsverzicht des Waldes, um eine natürliche Entwicklung der Waldflächen zu gewährleisten. Dadurch soll auch der Totholzanteil erhöht werden. In Teilbereichen konnte sich die Waldgesellschaft nur durch sporadische, extensive Eingriffe in dieser artenreichen Form entwickeln. Deshalb werden auch in Zukunft gezielte Managementmaßnahmen wie Freistellen von Felsen und Blockhalden durchgeführt. Anfang März 2017 wurden auf dem größten Felskomplex die meisten Bäume umgeschnitten, um den Standort für bedrohte, wärmeliebende Arten zu verbessern. Da die Bäume im Bestand verbleiben, wurde dadurch das Totholzangebot stark vergrößert. Einzelne Bäume wurden geringelt, damit sie absterben und als stehendes Totholz einen wertvollen Lebensraum darstellen.
Schutzgüter
Auf den Blockhalden und Felsbereichen konnte eine Population der national bedrohten Smaragdeidechse festgestellt werden. Es ist in Oberösterreich das erste bekannte Vorkommen in einem südlich der Donau gelegenen Tal. Weiters ist hier das relativ häufige Vorkommen des Steppengrashüpfers (Chorthippus vagans) zu erwähnen. Aus Oberösterreich war diese bedrohte Art, die gerne Felssteppen besiedelt, bisher nur aus dem Mühlviertel bekannt. Die Art besiedelt hier die lichten Waldbereiche mit spärlichem Grasbewuchs. Eine andere sehr seltene Art, die hier vorkommt, ist die Blüthgens Schmalbiene (Lasioglossum bluethgeni). Besonders schützenswert sind die zahlreichen Totholzbewohner wie der Gefleckte Halsbock (Anoplodera sexguttata). Der in Oberösterreich seltene und wärmeliebende Wollkäfer Lagria atripes findet hier ebenfalls einen geeigneten Lebensraum. 2017 gelang hier nach über 100 Jahren ein Wiederfund des Variablen Edelscharrkäfers (Gnorimus variabilis) für Oberösterreich. Seine Larven leben vorwiegend im Mulm von Eichen. Die Blockströme sowie die vielfältigen Waldtypen stellen eigene Schutzgüter dar.
News
Februar 2015: Um die Objekte und die Straße unterhalb der Fläche zu schützen, wurde ein Steinfangnetz aufgestellt. Aus diesem Grund mussten einige Bäume gefällt werden. Um den Artenreichtum zu fördern, blieb ein Teil der großen Bäume für die Natur als Totholz zurück.
Wildkameraaufnahme in Steinwänd
- © Martin Schwarz
- © Claudia Leitner
- © Claudia Leitner
- © Wildkamera/Stiftung für Natur
- © Martin Schwarz
- © David Priller
- © David Priller
- © David Priller